Präventionsketten und Frühe Hilfen
Präventionsketten und Frühe Hilfen – Gemeinsam für ein gelingendes Aufwachsen
Viele Kommunen stehen vor der Herausforderung, präventive Angebote für Kinder und Familien effektiv zu gestalten und nachhaltig zu verankern. Dabei zeigt sich immer wieder, dass isolierte Maßnahmen oft nicht ausreichen – es braucht eine enge Verzahnung bestehender Unterstützungsstrukturen. Frühe Hilfen und Präventionsketten sind zentrale Bausteine in diesem Prozess: Sie setzen auf langfristige, systemübergreifende Präventionskonzepte, die sich an den lokalen Gegebenheiten orientieren und Familien in jeder Lebensphase begleiten.
Frühe Hilfen: Unterstützung von Anfang an
Die Frühen Hilfen verfolgen einen präventiven Ansatz, um Kindern ein gesundes, geborgenes und sicheres Aufwachsen zu ermöglichen. Sie decken ein breites Themenspektrum ab – von der Schwangerschaft bis zum Ende des dritten Lebensjahres – und bieten passgenaue Unterstützung für Familien in unterschiedlichen Lebenslagen. Die Angebote sind vielschichtig und erfordern eine enge Vernetzung. Die systemübergreifende Zusammenarbeit unterschiedlicher Einrichtungen und Fachkräfte wird in lokalen Netzwerken koordiniert, die für die Frühen Hilfen relevant sind. Dazu gehören insbesondere Akteure aus der Kinder- und Jugendhilfe, der Schwangerschaftsberatung, der Frühförderung und dem Gesundheitswesen. Die Koordination der Frühen Hilfen sorgt dafür, dass diese Institutionen, Dienste und Fachkräfte gezielt vernetzt werden, um den Austausch von Wissen zu fördern, Übergänge zwischen den Lebensphasen und Lebenswelten zu gestalten und Angebote aufeinander abzustimmen. Durch die enge Vernetzung profitieren Familien von einem gut abgestimmten Hilfesystem, das ihnen frühzeitig Unterstützung ermöglicht und lange Wartezeiten vermeidet oder für klare Zuständigkeiten sorgt.
Präventionsketten: Langfristige Unterstützung für Kinder und Familien
Während die Frühen Hilfen gezielt in der frühen Kindheit ansetzen, braucht es darüber hinaus langfristige Strukturen, um Familien in weiteren Lebensphasen ihrer Kinder zu begleiten. Hier kommen die Präventionsketten ins Spiel. Die Präventionsketten in Hessen folgen dem Leitmotiv „Gelingendes Aufwachsen, Kinderrechte leben“ und setzen auf ganzheitliche und passgenaue Präventionskonzepte, die an die lokalen Rahmenbedingungen angepasst sind. Ziel ist es, eine integrierte Gesamtstrategie für die Förderung von Kindern im Alter von 0 bis 10 Jahren zu entwickeln – mit besonderem Fokus auf Kinder aus armutsgefährdeten oder in Armut lebenden Familien. Für sie ist es entscheidend, frühzeitig die Bedingungen für ein gesundes körperliches, geistiges und seelisches Aufwachsen zu verbessern. Präventionsketten knüpfen – ähnlich wie die Frühen Hilfen – an bereits bestehende Strukturen an. Bestehende Angebote und Netzwerke werden nicht isoliert betrachtet, sondern zu einer integrierten kommunalen Infrastruktur weiterentwickelt. Dies bedeutet auch, dass vorhandene Angebote und Strukturen regelmäßig überprüft werden, um doppelte Strukturen zu vermeiden, Ressourcen effizient zu bündeln oder gezielt neue Angebote zu schaffen, wenn Lücken bestehen.
Gemeinsame Ziele und enge Zusammenarbeit
Die Ziele der Frühen Hilfen und der Präventionsketten überschneiden sich in vielen Bereichen, weshalb eine enge Zusammenarbeit der Koordinatorinnen und Koordinatoren beider Strukturen sinnvoll und notwendig ist. Während die Frühen Hilfen primär die frühkindliche Phase begleiten, setzen Präventionsketten auf ein gesamtstrategisches Vorgehen und langfristige Unterstützungsstrategien über verschiedene Lebensphasen hinweg.
Viele Institutionen und Dienste bieten familienunterstützende Maßnahmen unabhängig vom Alter des Kindes an. In den etablierten Netzwerken der Frühen Hilfen sind bereits Fachkräfte vertreten, die auch über das dritte Lebensjahr hinaus die Bedarfe von Kindern und Familien im Blick haben. Wenn die Frühen Hilfen als „erster Baustein“ einer Präventionskette verstanden werden, kann das vorhandene Netzwerk gezielt genutzt werden, um ganzheitliche und nachhaltige Unterstützungsstrukturen für Kinder und Familien in späteren Lebensphasen weiterzuentwickeln. Durch diese enge Vernetzung erhalten Familien schneller und gezielter die Unterstützung, die sie benötigen, da Fachkräfte über bestehende Angebote besser informiert sind und gezielt weiterverweisen können.
Good Practice: Der Odenwaldkreis als Vorbild für eine enge Verzahnung
Wie eine gelungene Verzahnung beider Ansätze in der Praxis aussieht, zeigt das Beispiel des Odenwaldkreises. Von Beginn an waren dort im Netzwerk der Frühen Hilfen Dienste und Angebote vertreten, die über die klassische Zielgruppe von werdenden Eltern und Familien mit Kleinkindern hinausgingen und auch ältere Kinder sowie deren Eltern unterstützten. Der kontinuierliche Austausch über Bedarfe und Kooperationsmöglichkeiten ermöglichte es dem Odenwaldkreis, eine stabile Grundlage für die Bewerbung im Landesprogramm Präventionsketten Hessen zu schaffen.
Ein entscheidender Erfolgsfaktor für die Etablierung der Präventionskette im Odenwaldkreis ist die enge Zusammenarbeit der beiden Koordinatorinnen – für die Frühen Hilfen und die Präventionskette. Dabei wird bewusst auf das bestehende Netzwerk der Frühen Hilfen aufgebaut, um Parallelstrukturen zu vermeiden und Synergien zu nutzen. Die Kooperation erfolgt phasenbezogen: Während die Koordinatorin der Präventionskette neue Partner im Bereich der Grundschulzeit der Kinder gewinnt, treten beide bei lebensphasenübergreifenden Themen gemeinsam oder sich vertretend auf.
Fazit: Synergien nutzen für nachhaltige Unterstützungsangebote
Die erfolgreiche Umsetzung im Odenwaldkreis zeigt, dass eine enge Verzahnung von Frühen Hilfen und Präventionsketten ein nachhaltiges Unterstützungsnetzwerk für Kinder und Familien schaffen kann. Diese Erkenntnisse können für weitere Kommunen wegweisend sein.
In Kürze erscheinen hier weitere Beispiele aus unseren Modellkommunen.