Statements: Warum?
Warum ist es wichtig, dass Kinder zwischen null und zehn Jahren gelingend und gesund aufwachsen? Warum sollten Kinderrechte beachtet und umgesetzt werden? Warum ist es wichtig, über Kinderarmut zu sprechen und deren Folgen zu mindern? Warum sollte am Auf- und Ausbau von Präventionsketten gearbeitet werden?
Wir haben verschiedenen Personen, Institutionen und Akteur*innen die Möglichkeit gegeben, uns in einem Statement ihr „Warum“ auf eine oder mehrere dieser Fragen zu nennen. Uns ist es wichtig, dass wir verschiedene Menschen zu Wort kommen lassen.
Sabine Stahl & Maike Olberding (Hessisches Ministerium für Familie, Senioren, Sport, Gesundheit und Pflege) & Miriam Zeleke (Hessisches Ministerium für Soziales und Integration)
„Für ein gelingendes Aufwachsen von jungen
Menschen sind aus unserer Sicht Kinderrechte, Gesundheit, Armutsprävention und niedrigschwellige Angebote in Kommunen wichtige Wirkfaktoren. Mit dem Landesprogramm wollen wir Kommunen dabei unterstützen, diese Rechte umzusetzen und damit die Bemühungen des Landes mit Nachhaltigkeit hinterlegen.“
Initiative Kommune 360°
„Um ein gelingendes Aufwachsen für Kinder, Jugendliche und Familien zu gewährleisten, braucht es
die Kräfte von vielen. Kommunalverwaltung und ‑politik haben hier eine besondere Rolle in der Steuerung und Bündelung der Kräfte vor Ort. Um dieser Verantwortung gerecht zu werden und Gestaltungspotentiale besser nutzen zu können, braucht es vielerorts tiefgreifende Veränderungen in den Strukturen, Prozessen und dem individuellen Handeln: Es gilt in Systemen fester Zuständigkeiten integriert und kooperativ mit Träger:innen, Politik und Bürger:innen zusammenzuarbeiten und durch neue Arbeitsformen für eine Flexibilisierung und neue Kultur der Zusammenarbeit zu sorgen.“
Bärbel Schäfer
(Journalistin, Autorin und Podcasterin)
„Kinderarmut ist das größte Unrecht, dass einem Kind widerfahren kann. Es bleibt eine lebenslange Spur,
weil am Startpunkt des Lebens keine Chancengleichheit gilt. Was kann ein Kind für seine soziale Herkunft? Wir müssen als Gesellschaft dafür sorgen, dass auch Kinder aus finanziell benachteiligten Familien die gleichen Kultur- und Bildungschancen erhalten, damit ihre Talente nicht verschüttet bleiben.“
Nils Hoppe
(ehemaliger Kreisschulsprecher, Bergstraße, Hessen)
„In Deutschland ist mehr als jedes fünfte Kind unter 18 Jahren armutsgefährdet, jedes vierte zwischen 18
und 25, womit sie das größte Armutsrisiko aller Altersgruppen aufweisen. Dass gerade die, die sich nicht selbst aus der Armut befreien können, besonders betroffen sind, ist in einem derart reichen Land wie Deutschland, das sich ungeniert „Sozialstaat“ apostrophiert, unerträglich und beschämend. Die Phrase „Kinder sind die Zukunft“ mag abgedroschen klingen - an Bedeutung hat sie dennoch nicht verloren: wenn ein Staat zulässt, dass seine Kinder verarmen, so bedeutet dies nicht nur einen Verrat an den Werten von Gerechtigkeit und Solidarität, sondern auch an der eigenen Zukunft. Ein Land, das seine jungen Bürgerinnen und Bürger im Stich lässt, beraubt sich selbst der unermesslichen Potentiale und Talente, die in der heranwachsenden Generation ruhen.“
Markus Büchel
(Projektmanager und Prokurist, Auridis Stiftung)
„Kinderarmut ist ein Umstand, der tiefe Spuren in der Entwicklung junger Menschen und somit in
unserer Gesellschaft hinterlassen kann. Präventionsketten können die Folgen bestehender Kinderarmut mildern, weil sie den Familien und Kindern Unterstützung und Förderung zugänglich machen, idealerweise noch bevor die Folgen der Kinderarmut irreversibel werden. Präventionsketten fördern die Resilienz der Kinder und eröffnen Zugänge zu Bildung und Gesundheit. Mit dem Fokus auf Kinderrechte setzen wir ein klares Zeichen: Wir stärken die Rechte der Kinder als eigenständige politische Priorität! Es geht darum, Kinder nicht nur als bedürftig anzusehen, sondern als Träger von konkreten Rechten und individuellen Potenzialen.“
Olivier David
(Journalist & Autor)
„Meine Beschäftigung mit Ungleichheit und (Kinder)Armut läuft auf Basis
meiner Erfahrungen mit dem Aufwachsen und Überleben in der unteren Klasse. Die Bedrohung der Armut, die Verwüstungen, die sie anrichtet, sind für mich nicht abstrakt politische Probleme, ich spüre sie noch in mir. In meinem Körper, in meinem Kopf, in der Art wie ich rede, stehe, esse. Wenn ich mich also gegen die Armut von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen engagiere, dann deshalb, damit mein Leid nicht völlig sinnlos gewesen ist.“