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    Gesundheitsförderung

    "Gesundheit wird von Menschen in ihrer alltäglichen Umwelt geschaffen und gelebt: Dort, wo sie spielen, lernen, arbeiten und lieben." (Ottawa Charta, 1986).

    Bild auf dem Einflussfaktoren für Gesundheit abgebildet sind.
    Quelle: Eigene Darstellung der HAGE e.V. 2020 nach Dahlgren und Whitehead, 1991

    Gesundheitsförderung bezieht sich auf alle Maßnahmen, die Menschen befähigen, ihre Gesundheit selbstbestimmt zu verbessern und zu erhalten. Sie geht über die Prävention von Krankheiten hinaus und umfasst die Schaffung von gesundheitsfördernden Lebensbedingungen sowie die Stärkung persönlicher Fähigkeiten und Ressourcen.

    Nach der Ottawa-Charta der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von 1986 ist Gesundheitsförderung „ein Prozess, der Menschen in die Lage versetzt, mehr Kontrolle über ihre Gesundheit zu erlangen und sie zu verbessern.“ Dies bedeutet, dass nicht nur das Individuum, sondern auch gesellschaftliche, wirtschaftliche und umweltbezogene Faktoren berücksichtigt werden müssen, die die Gesundheit beeinflussen. Gesundheitsförderung setzt an verschiedenen Ebenen an, darunter:

    • Stärkung persönlicher Kompetenzen: Menschen sollen Wissen und Fähigkeiten erwerben, um gesundheitsbewusst zu handeln. Dazu gehören Bildungsprogramme über Ernährung, Bewegung, Stressbewältigung oder den verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol und Tabak.
    • Schaffung gesundheitsfördernder Lebenswelten: Umgebungen, in denen Menschen leben, arbeiten oder lernen, sollen so gestaltet werden, dass sie die Gesundheit unterstützen. Beispiele sind Nichtraucherzonen, Bewegungsangebote im öffentlichen Raum oder gesunde Kantinenverpflegung.
    • Gemeinschaftsaktionen unterstützen: Die Gesundheitsförderung auf kommunaler Ebene spielt eine wichtige Rolle. Initiativen zur sozialen Unterstützung oder die Stärkung lokaler Gesundheitsprogramme können Menschen helfen, gemeinsam ihre Gesundheit zu verbessern.
    • Gesundheitspolitik entwickeln: Politische Maßnahmen zur Förderung der Gesundheit sind von entscheidender Bedeutung. Das reicht von Gesetzen, die das Rauchen verbieten, bis hin zur Stadtplanung, die Bewegungsräume schafft.
    • Gesundheitsdienste neu ausrichten: Auch die klassischen Gesundheitsdienste sollten stärker präventiv und gesundheitsfördernd arbeiten und sich nicht nur auf die Heilung von Krankheiten konzentrieren.

    Health in All Policies (HiAP) – Gesundheit ressortübergreifend berücksichtigen

    Ein strukturpolitischer Ansatz für gelingendes Aufwachsen im Rahmen kommunaler Präventionsketten

    Der Ansatz Health in All Policies (HiAP) basiert auf dem Gesundheitsverständnis der Ottawa-Charta und erweitert dieses zu einem strukturpolitischen Konzept: Politische Entscheidungen in allen Bereichen sollen auf ihre gesundheitlichen Auswirkungen hin überprüft und so gestaltet werden, dass sie gesundheitsfördernde Lebensbedingungen schaffen. Ziel ist es, gesundheitsschädliche Effekte zu vermeiden, gesundheitsfördernde Potenziale zu nutzen und gesundheitliche Chancengleichheit zu stärken.

    Dieser Ansatz ist hoch relevant für die Präventionskettenarbeit, denn:
    Kommunen gestalten mit ihren Entscheidungen maßgeblich die Bedingungen, unter denen Kinder und Familien aufwachsen – sei es in der Stadtplanung, der Bildung, der Sozialpolitik oder im Gesundheitswesen. HiAP unterstützt die Grundidee der Präventionsketten, Lebenslagen frühzeitig zu erkennen, systematisch zu vernetzen und ressortübergreifend zu handeln.

    HiAP bedeutet in der Praxis:

    • Verschiedene Sektoren bündeln ihre Perspektiven,

    • übernehmen gemeinsam Verantwortung,

    • und berücksichtigen die kurz- und langfristigen Gesundheitsfolgen politischer Maßnahmen.

    Gerade für Kinder in armutsbelasteten Lebenslagen, deren Gesundheit häufig durch strukturelle Benachteiligung gefährdet ist, bietet HiAP einen verbindenden Rahmen, um Prävention dort wirksam zu machen, wo Entscheidungen getroffen werden.

    Kommunale Koordination stärken 

    HiAP liefert nicht nur ein gesundheitsförderndes Ziel, sondern auch einen praktischen Handlungsrahmen, um Ressortgrenzen zu überwinden und Querschnittsthemen in kommunalen Strukturen zu verankern.

    Als Landeskoordinierungsstelle des Landesprogramms „Präventionsketten Hessen“ unterstützen wir Kommunen dabei, gesundheitsförderliche Perspektiven systematisch in Planungs-, Steuerungs- und Entscheidungsprozesse zu integrieren – im Sinne eines ganzheitlichen Aufwachsens. Denn nachhaltige Gesundheitsförderung gelingt nur dann, wenn sie in kommunalen Prozessen mitgedacht und verankert wird – ganz im Sinne von Health in All Policies.

    Weitere Informationen und Beispiele zur kommunalen Einordnung sind unter BIÖG Leitbegriffe nachzulesen. 

    Health for all Policies: Gesundheit als Hebel für gesellschaftliche Teilhabe

    Health for All Policies ist die Weiterentwicklung des HiAP-Ansatzes: Der Gesundheitssektor soll nicht nur von anderen Sektoren profitieren, sondern auch selbs als strategischer Hebel zur Erreichung übergeordneter gesellschaftlicher Ziele beitragen – etwa durch die Stärkung von Bildung, sozialer Teilhabe oder wirtschaftlicher Stabilität. Der Gesundheitssektor wird als aktiver Mitgestalter verstanden, der mit seinen Maßnahmen positive Wirkungen (Co-Benefits) in anderen Politikbereichen erzielt – z. B. durch Prävention, psychosoziale Stabilisierung und die Schaffung gesunder Lebenswelten. 

    Beispiele für Co-Benefits:

    • Bessere Gesundheit begünstigt ein höheres Bildungsniveau, mehr Produktivität und wirtschaftlicher Stabilität.
    • Gesundheitspolitische Maßnahmen wie eine umfassende und bedarfsgerechte Krankenversicherung reduziert Armut und soziale Ungleichheit.

    Der Health for all Policies Ansatz kann dazu beitragen eine resilientere Gesellschaft zu schaffen – mit einer gesundheitsorientierten Politik, die nicht nur heilt, sondern vorbeugt, stabilisiert und neue Chancen eröffnet. 

    Health for All Policies: Gesundheitsmaßnahmen zur Bekämpfung von Kinderarmut

    Kinderarmut ist nicht nur ein soziales Problem – sie ist auch eine Gesundheitsgefährdung. Und gleichzeitig kann Gesundheitspolitik Teil der Lösung sein, wenn sie aktiv auf gerechtere Lebensbedingungen hinarbeitet. Wie kann der Gesundheitssektor andere Sektoren zur Verringerung von Kinderarmut unterstützen?

    Beispiele für Co-Benefits:

    • Früherkennung und Gesundheitsvorsorge in Kitas und Schulen ermöglichen eine frühzeitige Förderung und verbessern langfristig Bildungs- und Teilhabechancen von Kindern (BMFSFJ 2016).
    • Psychosoziale Unterstützung für Kinder in Armut (z. B. durch Schulsozialarbeit) kann die psychische Gesundheit von Kindern stärken und Schulabbrüche und spätere Erwerbslosigkeit verhindern (Porsch et al. 2020).
    • Kinderärztliche Beratung unterstützt Eltern in der Erziehung und fördert die kindliche Entwicklung, elterliche Kompetenzen und die soziale Integration (Renner et al. 2019).
    • Investitionen in gesundheitsfördernde Lebenswelten (z. B. Kita-Verpflegung, Bewegungsangebote oder Programme zur mentalen Gesundheit) senken nicht nur die Krankheitslast, sondern reduzieren strukturelle Benachteiligung – über Generationen hinweg (Koletzko et al. 2024).

    Literaturverzeichnis

    Hinweis: Digitale Quellen wurden direkt im Text verlinkt.